Vier neue Filme liefen auch nach der Berlinale im Bundesplatzkino.
Lesen Sie die Pressemitteilung, einige Pressestimmen oder ein Interview mit den Machern!
Die DVD-Edition ist bei Absolut Medien erschienen!
Die Online-Präsentation ist bei der Deutschen Kinemathek verfügbar!
Das Buch zum Film ist im be.bra-Verlag erschienen!
Zehn ausverkaufte Vorstellungen bei der Berlinale! Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Protagonisten, Mitarbeitern und Gästen bedanken!
In der Reihe »Berlinale Special« der 59. Internationalen Filmfestspiele Berlin fand eine der »spannendsten Filmreihen der vergangenen Jahre« (Frankfurter Rundschau) nach 22 Jahren Arbeit eine besondere, künstlerische Würdigung:
Fünf Filme der Langzeitdokumentation »Berlin – Ecke Bundesplatz« wurden zum ersten Mal auf einem internationalen Filmfestival präsentiert – in einem Kiezkino.
In jeder Wiege und unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte. Die Filmemacher Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm entschlossen sich 1986 deshalb, ihren größten Stoff nicht auf fernen Kontinenten zu suchen, sondern vor der eigenen Haustür, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sitz ihrer Firma »Känguruh-Film«: In Berlin-Wilmersdorf, am Bundesplatz.
Über zwei Jahrzehnte ist das her. Gumm und Ullrich starteten das Unternehmen noch vor der »Wende«, den Tagen der friedlichen Revolution in Ost-Deutschland, die nicht nur das Ende einer geteilten Nation markierten, sondern auch das Ende des Kalten Krieges. Nun rollen, zwanzig Jahre nach dem historischen Ereignis, die Internationalen Filmfestspiele Berlin dieser einzigartigen Filmgeschichte den roten Teppich aus. Klugerweise nicht am Festspielort, dem Festival-Palais am Potsdamer Platz, sondern im Kiez selbst. Da gehören die fünf neuen Filme aus dem Langzeit-Projekt »Berlin Ecke Bundesplatz«, jedenfalls während einer Berlinale, nämlich hin. Sie sind, wie ihre Autoren und ihre Darsteller, Teil dieses Stadtviertels.
Man stelle sich vor in Paris, in Moskau, in London oder in New York gäbe es vergleichbares zu sehen: Das Leben, Lieben, Bangen, Hoffen und Sterben in einer Metropole, die am Anfang und am Ende ihre Kraft und Attraktivität eben auch jenen Menschen verdankt, die sie nicht als Station auf einer Durchreise begreifen, die vielmehr bleiben und das, was man so den Alltag nennt, in ihr bestreiten:
Die Witwe, die mit über 90 Jahren den Schnee von Hand vor ihrer Haustür schippt, weil »man das eben so macht – immer schon«. Die Familie Köpcke, die Jahr für Jahr unterm Weihnachtsbaum musizierend ein ideales Bild von sich herbeizauberte und doch oder gerade darum erleben muss, dass auch dem innigsten Zusammenhalt sein eigenes Ende innewohnt zumal dann, wenn eines der Kinder in das gelobte Land der Köpckes, Schweden, auswandert, um bei einem Weltkonzern Karriere zu machen. Die arbeitslose Krankenschwester, die mit ihren drei Kindern und einem ganzen Hunderudel sichtbar nicht mehr klar und vom Fleck kommt.
Das Homosexuellenpaar, der eine Literat und Lebenskünstler, den es stets in den Fingern juckt, sich mit im besten Sinne an Don Quichotte erinnerndem Freimut an den Mächtigen dieser Welt zu reiben, dabei darauf bedacht, den spirituellen Sinn seines eigenen Lebens nicht aus den Augen zu verlieren; der andere, ein Ex-Polizist, der zum freischaffenden Künstler wird, zum Maler, und seinem furiosen Freund und Partner nicht nur, wo vonnöten, liebevoll Paroli bietet, sondern auch in schwierigen Zeiten zur Seite steht. Bis dass der Tod sie scheidet.
Die Dokumentarfilme aus dem Langzeit-Projekt »Berlin Ecke Bundesplatz« sind, genau betrachtet, zugleich Spielfilme mit anderen Mitteln. Sie erzählen – im Ansatz nicht unähnlich etwa zu »Smoke« – von den großen Dramen auf kleinstem, unspektakulären Raum. Und so gilt für ihre Protagonisten, für die Filmemacher selbst wie für das Publikum denn auch die Devise des Schweizer Schriftstellers Max Frisch: »Jeder erfindet früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält«. Darum geht es im Kino, das sich an das Leben hält. »Berlin – Ecke Bundesplatz« ist eine über Generationen währende Liebeserklärung an Menschen, die nicht aufhören zu kämpfen und zu träumen.
Peter Paul Kubitz
Die Filme wurden gezeigt im Bundesplatz-Kino, Bundesplatz 14, 10715 Berlin, Tel.: 030 / 85 40 60 85
direkt am S- und U-Bahnhof Bundesplatz